Innehalten zum Jahreswechsel und Neujahrsbeginn: Happy new year oder auch hallo Zukunft!

Mit dem heutigen Tag neigt sich das Jahr 2023 dem Ende zu. Morgen startet das neue Jahr. Umbrüche wie den Jahreswechsel können wir wunderbar nutzen für ein bewusstes Innehalten, Reflektieren und Feiern von Meilensteinen sowie Learnings.

Jährlicher Rückblick am Jahresende und Neuausrichtung für das neue Jahr

Ich mache dies bereits seit Jahren und liebe dieses Ritual.

Wiederholst du es zu jedem Jahresende hast du bald auch eine Entwicklung, die sich abbildet. Eine Rückschau deiner persönlichen Reiseroute. Ich feier das jedes Jahr übelst und liebe es, ganz bewusst nochmal in das bald zu Ende gehende Jahr einzutauchen. Ich nehme mir dafür meist gut einen halben Tag Zeit, mache es langsam und mit einer schönen Tasse Tee oder Kaffee mit Muße. Mir diese Zeit bewusst zu nehmen ist für mich dabei auch ein Akt der Lebensfreude, Selbstwertschätzung und Achtsamkeit.

Ich schaue dann: Was ist eigentlich alles passiert dieses Jahr? Was war besonders? Was waren Highlights? Was waren Herausforderungen? Was habe ich gelernt? Was habe ich erreicht? Worauf möchte ich mich für nächstes Jahr bewusst ausrichten?

Nicht selten zeigt sich auch im Prozess eine veränderte Wahrnehmung – besonders bei den als nicht so prall wahrgenommenen Jahren hatte ich dann als ich den Rückblick abschloss eine stark veränderte, andere Wahrnehmung desselben Jahres. Ich sah das Jahr dann bspw. nicht mehr nur als anstrengend und nervig sowie nicht von Erfolg gerühmt wie zuvor, bevor ich begann es Revue passieren zu lassen, sondern als lehrreich, mit ebenso vielen schönen Momenten, die das Fordernde nicht schmälern, jedoch zu einer angemesseneren und vollkommeneren Erfassung des Jahres führten. Und häufig damit auch zu einem veränderten Gefühl von ,,so scheiße war das Jahr doch gar nicht“ bis hin zu einem unverfälschten: ,,Das war doch ein ganz gutes Jahr“.

In solch einem Fall ist es auch ein tolles Tool, um uns selbst unseren Tunnelblick vor Augen zu führen, der schnell passiert, wenn es in einem Jahr z.B. starke herausfordernde Ereignisse gab und wir häufig in der Wahrnehmung verzerrt nur fast ausschließlich diese in uns wachrufen. Die Power der Aufmerksamkeitsfokussierung wird hier deutlich at it’s best. Gleiches gilt aber auch für Wahrnehmungen wie: ,,So spannend war dieses Jahr nicht, ist nicht viel passiert.“ – am Ende kam bei mir nicht selten eher das Gegenteil bei raus.

Es lohnt sich also vor dem Schreiben mal zu checken, wie ich das Jahr wahrgenommen habe und nach dem Schreiben und das am Ende nochmal gegeneinander zu legen, auch um die Wirkung dieses Tools zu sehen und zu spüren, als Vorher/Nachher Check quasi.

Wie fängst du jetzt an? Vorgehen kannst du vielfältig, hier ein paar Anregungen, wie ich es halte und woran du dich orientieren kannst:

  • Ich mache es immer schriftlich, das hat einen anderen Charakter als nur in Gedanken zu reflektieren oder bspw. die Fotos vom Jahr anzuschauen
  • Ich fass das Jahr am Anfang in kurz stichpunktartig zusammen, ohne groß nachzudenken, was spontan kommt; danach gehe ich Monat für Monat durch (hier kann auch die Handykamera mit Momenten je Monat hilfreich sein – es ist Wahnsinn, wie viele Momente doch schnell in Vergessenheit geraten)
  • Wichtig ist aus meiner Sicht hier nicht nur den Fokus auf die äußeren Geschehnisse zu machen sondern vor allem, wie es dir damit ergangen ist. Wie ging es dir, was hat es mit dir gemacht, usw.
  • Am Ende ziehe ich dann einen Absatz eine Zusammenfassung des Jahres, ein Fazit, das kann auch einen Titel bekommen, ,,Jahr des Reisens“, ,,des Lernens“, usw.
  • Dann schließe ich mit den Kategorien: Meine Highlights und Meilensteine – d.h. Dinge im Außen an Erreichtem vor allem aber auch meine Beiträge dazu und ebenso vor allem innere Errungenschaften (also nicht nur: ,,Ich habe den Job bekommen oder Freundschaft xy geschlossen, bin in der Stadt angekommen“ (Außen) sondern auch unbedingt innere Qualitäten, Veränderungen und Entfaltungen ,,Ich schaffe es vermehrt, bei Reizthema XY ruhiger zu bleiben“ oder ,,Ich kann mich besser abgrenzen, ziehe mir nicht mehr jeden Schuh an“ (Selbstwirksamkeit bewusst anzapfen) sowie Erkenntnisse (,,Ich weiß jetzt nicht mehr nur vom Kopf, dass ich bei Thema XY was verändern will, ich spüre es jetzt auch, fühle es und kann es seitdem nachhaltig angehen“).
  • Mit meinen Learnings (,,Was war hart, was hat nicht geklappt wie gewünscht, was konnte ich lernen?“)
  • Mit meinen Ausrichtungen, Zielen, Wünschen, Träumen für das nächste Jahr (ggf. mit Abgleich zum Vorjahr); inkl. Dinge im Alltag die in meiner Macht liegen und die ich verändern möchte (unbedingt jedoch so, ohne daraus einen Druck zu machen – realistische, kleine Steps & Vorhaben, die ich aktuell für mich als realistisch einstufe und auf die ich mich committen kann)
  • Commitment zum Tool: Ich schreibe den Rückblick und die Ausrichtung jährlich und nichts hält mich davon ab, diese Zeit nehme ich mir immer – mal kürzer, mal länger, doch ich bringe immer was zu Papier – es macht mir Spaß, es ist kein zusätzliches To Do, zu dem ich mich zwingen muss

Es geht zum einen dabei darum, uns Erfüllung und Erfolge bewusst zu machen und diese bewusst zu Feiern und zu Zelebrieren. Das geht meiner Erfahrung nach häufig unter im Alltag, dabei wirkt es sich meist unfassbar kraftvoll auf uns aus. Es gibt uns Energie und macht uns nochmals bewusst, wieviele Ressourcen und Stärken wir in uns tragen, anzapfen können und wie viel wir bereits schon geschafft und erreicht haben.

Ebenso ermöglicht es uns, aus Herausforderungen nochmal gezielt die Learnings zu extrahieren. Damit tun wir nicht nur uns etwas Gutes, sondern auch unserer Umwelt – denn mit dem Reflektieren nehmen wir uns auch den Raum, einen Space zwischen Reiz und Reaktion zu schaffen, der uns auch im Miteiander anders reagieren lässt. Laufen wir einfach im Autopiloten weiter und nehmen wir uns diese Inseln zum Innehalten, Reflektieren, Feiern und ggf. Nachjustieren nicht, finden wir uns nicht selten in ähnlich ablaufenden, systemisch als ,,Regelkreise“ benannten Phänomenen wieder – sich wiederholende Muster und Dynamiken im Innen oder/und Außen (meist hängt beides miteinander zusammen). Wir haben dann immer wieder mehrfach wiederholend dieselben inneren Konflikte oder im Außen mit anderen oder in einem Lebensbereich, haben das Gefühl, hier nicht raus zu kommen oder auf der Stelle zu treten. Das ist sehr nachvollziehbar es so zu empfinden, muss jedoch nicht so sein und ein erster wertvoller Schritt um diese meist eingefahrenen Muster zu unterbrechen kann solch ein Jahresrückblick sein.

Zudem stärkt es unseren Fokus auf unsere Selbstwirksamkeit.

Was haben wir bewegt, in Bewegung gebracht dieses Jahr? Wo haben wir uns alles als wirksam erlebt, als Gestalter/In unseres Lebens? Wo auch nicht? Wo kamen wir ins straucheln? Und dann vor allem: Wie sind wir mit uns im Straucheln umgegangen? Uns selbst als Gestalter unseres Lebens zu erleben ist ein maßgeblicher Faktor für unsere Lebenszufriedenheit und Resilienz.

Es lohnt sich also immer wieder, den Gestaltermodus zu aktivieren, im Alltag immer wieder im Kleinen wie auch bewusst durch bspw. solch ein jährliches Innehalten und Ausrichten.

Zum anderen bewirkt der Rückblick meist auch ein noch gezielteres Loslassen des Alten und schafft Raum für Neues, da wir mental und emotional nochmal Raum für das Vergangene geschaffen haben. Und dadurch wie wir den Rückblick gestalten (Inspirationen s.o.), haben wir diesen Raum auf eine Art und Weise erschaffen, das er uns inspiriert, uns stärkt, uns ausrichtet und uns Energie gibt. Energie für das neue Jahr, was auf jeden von uns wartet, mit all seinen Wundern und alltäglichen sowie magischen Momenten.

Viel Freude beim Eintauchen ins sich dem Ende zuneigende Jahr und einen freshen Start in 2024! Happy co-creating of 2024!

Resilienz und Umgang mit Angst in Umbruch und Krisenzeiten: Interview mit der Claussen-Simon-Stiftung Altona

Die Claussen- Simon- Stiftung Altona hat mich um ein Interview zu der aktuellen Corona Situation gebeten, hier ist das Ergebnis zum Reinlesen: https://www.claussen-simon-stiftung.de/de/blog/resilienz-und-umgang-mit-angst/. Die Stiftung fördert junge Wissenschaftler und Künstler und beschäftigt und engagiert sich für verschiedene gesellschaftliche Themen.

Leitbild oder Leidbild Mensch: Welche Zukunftsvision haben wir eigentlich vom Menschen? Was neben Zukunftsvisionen der Technologisierung, künstlichen Intelligenz, Digitalisierung zählt

Wenn wir uns mit der Frage beschäftigen, wie sich die Welt in der Zukunft entwickeln wird, kommen häufig Phänomene wie ,,künstliche Intelligenz“ zur Sprache, ,,Digitalisierung“ oder Technologisierung. Menschensähnliche Roboter, implantierte Chips, fliegende Autos. Selbstfahrende Autos gibt es schon jetzt. Bei allen möglichen Szenarien werden verschiedenste Szenarien entworfen, wie sich die Welt um uns herum verändern könnte, wird, sollte. Irgendetwas fehlt hier. Oder?

Denn: Was ist dabei eigentlich mit uns Menschen? Wie wollen wir uns entwickeln, was ist unsere Vision von uns, vom Menschen selbst? Wie wollen wir leben, mit welchem Bewusstsein, welcher Haltung, welchen Werten, was treibt uns an? Was bewegt uns, macht uns aus, in der Zukunft? Was für ein Miteinander wollen wir leben, wie miteinander umgehen? Was verbindet uns Menschen miteinander, was unterscheidet uns? Was macht uns aus, unseren Zukunftsmenschen?

In einer Gesellschaft, in der wir es so verinnerlicht haben, über Wachstum zu sprechen, Wachstum des Marktes, Wachstum der Wirtschaft, usw., warum sprechen wir nicht längst über den – vielleicht wichtigsten Wachstum – den Wachstum oder vielleicht eher die Entfaltungsmöglichkeiten &-richtung des Menschen?

Der wirtschaftliche Aufschwung und Kapitalismus, der Fokus auf Wirtschaftlichkeit, Produktivität und Effizienz hat uns in einen für so viele Menschen noch nie da gewesenen Wohlstand geführt, stellt Bregmann, niederländischer Historiker, heraus. Dies ist wertvoll. Zugleich sei das Festhalten daran nicht mehr zeitgemäß, so Bregmann. Die Maxime: ,,Höher, schneller, weiter“, erfüllt den Menschen auf Dauer nicht wenn es auf Kosten der eigenen Gesundheit geht. Die damit häufig verbundene Schnelligkeit, Hektik, der Fokus auf Leistung erschöpft zunehmend. Auch aus meiner langjährigen Erfahrung als Senior Beraterin über sechs Jahre mit einer Vielzahl von verschiedenen Organisationen wie Einzelpersonen, letztere über alle Hierarchiestufen hinweg zeigte sich immer wieder: Die veränderten Arbeitsbedingungen sind mit erhöhten Belastungen verbunden und fordern viele Menschen.

Es gibt dazu vereinfacht zwei grobe besonders präsente Strömungen im Zeitgeist: Ein weiterhin ,,Höher, schneller, weiter“ – die Wachstumsmaxime, die Wirtschaftlichkeit, Fakten, Profit und ,,ewiges Wachstum“unabhängig von dessen Kosten in den Fokus setzt. Daneben gibt es den Trend der Entschleunigung, Auszeit, Achtsamkeit, der ,,Work-Life-Balance“, ,,Hygge“, Spiritualität ist heute wieder ,,hip“, Meditation ,,in“, was früher eher ,,die Alternativen“ machten.

Wenn wir von uns Selbst noch keine Zukunftsvision haben, wie soll dann eine Zukunftsvision unseres Lebens wirklich Bestand haben? Macht es Sinn zunächst die äußere Welt zu entwerfen und dann den Menschen dazu, der ,,dazu“ passt? Oder könnte es nicht eher andersrum laufen, dass wir eine Vision von uns Menschen haben und dann schauen, welche äußerliche Welt dazu passt?

Sicherlich hat uns der wirtschaftliche Wachstum auf vielerlei Ebenen wertvolle Entwicklungen gebracht, allen voran einen Wohlstand für soviele Menschen wie nie zuvor ermöglicht, auch die Schere von reich zu arm sei nicht wie so oft angenommen weiter auseinander gegangen, die extreme Armut so stark gesunken wie noch nie, so Historiker Bregmann. Dennoch gibt es weiterhin Unterschiede zwischen materiell ärmeren und reicheren Schichten und extreme Armut ist weiterhin existent. Neben den zuvor genannten positiven Entwicklungen, die nur ein Auszug von allen sind, die es gibt, sind wir in den materiell wohlhabenden Ländern existenziell überwiegend abgesichert. Uns geht es, so könnte man meinen, so gut materiell, existenziell, das wir auf der Maslowschen Bedürfnispyramide kollektiv (in den materiell wohlhabenden Ländern)auf der Stufe der Selbstverwirklichung stehen. Diese können wir vom Einzelnen auf das Kollektiv erweitern. Die Grundbedürfnisse sind gestillt. Neben dem äußeren, materiellen Wachstum rückt der immaterielle, innere Wachstum in den Fokus.

Neben allen negativen Szenarien und Zukunftsprogrognosen, welche mit ihren potenziellen Gefahren ernst genommen werden müssen, lohnt sich immer wieder die Ausrichtung auf das Mögliche, in jede Richtung – auch in die der positiven Potenziale.

Denn Zukunft ,,passiert“ nicht einfach so, sie wird maßgeblich durch uns ,,gemacht“ – von uns Menschen mit gestaltet, co-kreiiert. Ob bewusst oder unbewusst. Ob als Individuum oder im Kollektiv.

»Der Mensch ist das Wesen, das die Fähigkeit hat, sich die Zukunft so detailliert vorzustellen, dass er sie erschaffen kann« Florence Gaub

In einer Zeit des Umbruchs, der Ungewissheit, Unsicherheit, in welcher sich individuelle und gesellschaftliche Ängste häufen, ist der Fokus auf unsere Gestaltungsmacht und Selbstwirksamkeit wichtiger als je zuvor. Zu schnell gerät sonst aus dem Fokus, dass wir die Zukunft gestalten können im Hier und Heute. Das wissen wir heute und ist bestens wissenschaftlich untersucht. Gunther Schmidt, ein renommierter hypno-systemischer Psychotherapeut, Arzt, Unternehmer und Ausbilder, hat dazu immer wieder betont:

,Wir erzeugen unser Erleben Sekunde für Sekunde selbst durch Aufmerksamkeitslenkung -und Fokussierung“ G. Schmidt

Wir können nicht alles im Leben beeinflussen und gestalten. Wir können jedoch immer unser Erleben dessen was passiert maßgeblich gestalten – und das beeinflusst, wie wir auf das reagieren, was uns im Leben begegnet. Und das wiederum hat einen großen Einfluss auf unser Leben und seine Entwicklungen, unabhängig von denen, die wir nicht beeinflussen können. Das bedeutet zum einen eine große Eigenverantwortung, zugleich jedoch auch eine große Gestaltungsmacht, die jeder Einzelne hat. Auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlen mag, wenn viele Geschehnisse einprasseln.

Leitend dabei können uns Fragen führen wie:

Was verstehen wir und wie definieren wir eine erfüllende Version von einer Zukunft, woran machen wir sie fest, woran messen wir sie – für uns persönlich sowie bezogen auf das große Ganze und die Gesellschaft?

Wie könnte eine resilientes Individuum und Miteinander, eine resiliente Arbeit- und Lebenswelt, Gesellschaft der Zukunft aussehen?

Was würde bewahrt werden, was müsste sich verändern? Was würde unterlassen, was gemacht? Was zeichnet sie aus, was macht den Unterschied?

Was könnten erste kleine Schritte sein in meinem alltäglichen Tun, Sein, Verhalten? Was sind die 3 Sachen, die ich entsprechend meiner Vision ab jetzt anders ausrichten möchte?

*Erstellt 2020 und adaptiert 2023

* Quellen: Florence Gaub ,,Zukunft. Eine Bedienungsanleitung“ (2023); Rutger Bregman ,,Im Grunde gut“ (2021); Gunther Schmidt ,,Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung“